Das Interesse am Thema »Bildersturm« hat sich in den letzten Jahrzehnten maà geblich verschoben. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass es sich bei ikonoklastischen Handlungen nicht allein um destruktive, bildauslöschende Praktiken handeln kann. Vielmehr wird der »produktive« oder »schöpferische« Charakter dieser zerstörerischen Rezeption von Werken der Bildenden Kunst bis in die jüngste Gegenwart hinein erkannt und immer genauer erfasst: von der damnatio memoriae, also der Auslöschung des bildlichen Andenkens an eine heilige oder profane Person, über Kunstraub nicht nur als Demütigung eines Kriegsgegners, sondern auch als eine Umwidmung bildkünstlerischer Werke zu bestà ndigen Zeichen der à berlegenheit bis hin zu Transformationsprozessen und Funktionsverà nderungen, wie sie sich etwa aus einer planmà à igen Musealisierung oder à berbauung und Umformung politisch oder religiös unliebsam gewordener Bauwerke ergeben können. Auch die moderne und zeitgenössische Kunst hat in entscheidendem Maà dazu beigetragen, Beschà digung, Vernichtung oder Deformierung nicht nur als destruktiven, sondern immer auch als konstruktiven, kreativen und performativen Akt eigener à sthetischer, politisch-gesellschaftlicher und weltanschaulicher Dimension ernst- und wahrzunehmen. Exemplarisch stellt der vorliegende Band der Schriftenreihe des am Kunstgeschichtlichen Seminar der Università t Hamburg angesiedelten Internationalen Warburg-Kollegs diese doppelte Neuausrichtung der Forschung zu zerstörter und zerstörender Kunst vor. Sein Titel verweist bereits auf die thematische Bandbreite und den weitgefassten Zeitrahmen der in ihm versammelten Aufsà tze, die allesamt ein zentrales methodologischen Anliegen verfolgen, nà mlich eine prà zise und differenzierte Bestimmung des Phà nomens »Ikonoklasmus« in Vergangenheit und Gegenwart.