Die Revolution der poetischen Sprache: Dafür steht der Name Mallarmé. Mit ihm begann die Verskunst ebenso reflexiv wie abstrakt zu werden. Mit ihm hat in der Poesie die Herrschaft der Kunst im Allgemeinen begonnen, das heißt auch die Feier des individuellen, autonomen Menschen, losgelöst von jedem vorgegeben System. Auch in der deutschsprachigen Lyrik des 20. Jahrhunderts wurde dieses erste wirklich moderne dichterische Werk breit und kontrovers rezipiert. In der ersten großen deutschen Edition seiner insgesamt über 3300 Briefe umfassenden Korresponenz werden Fragen der Literatur diskutiert, die zum Teil regelrechte Abhandlungen zu einer möglichen Dichtkunst sind. In den Briefen wird aber auch ein Leben anschaulich, das in seinem Werk ebenso aufging, wie jenes aus seinem Leben bestand. Lesbar werden in dieser Ausgabe auch die zahlreichen Missverständnisse und Angleichungen eines im Laufe des 20. Jahrhunderts entstandenen »deutschen« Mallarmé. Seine vermeintlich weltabgewandte Poetik erscheint in einem ganz anderen Licht. Der Dichter kommt ebenso zu Wort wie der mitten im Zeitgeschehen stehende gesellige Zeitgenosse, der Mensch, der er war - eine schwindelerregende Chronik zu einem halben Jahrhundert überbordender Kreativität, alltäglicher Sorgen und Beschäftigungen, Ambivalenzen und Leidenschaften. Ein verbrieftes Leben, das die Kunst nicht weniger nachahmt als diese das Leben.