Saudi-Arabien ist das letzte Land, das Frauen noch das Autofahren verbietet. Ein Gesetz gibt es nicht, nicht einmal eine religiose Begrundung. Es ist eine Frage der Macht in einer Gesellschaft, in der Frauen weitgehend rechtlos sind. Es ist nicht mehr als ein Gewohnheitsrecht, das Manner fur sich reklamieren. Manal al-Sharif hat sie herausgefordert: Die Computerexpertin ist es leid, ihren Bruder fragen zu muI ssen, wenn sie in ihrem eigenen Wagen zu einem GeschaI fstermin gefahren werden will. Sie setzt sich selbst ans Steuer, laI sst sich dabei filmen und stellt dieses Dokument des zivilen Ungehorsams ins Internet. Neun Tage sitzt sie dafuI r im GefaI ngnis. Und es waI ren wahrscheinlich viele mehr gewesen, wenn nicht ein weltweiter Proteststurm sie befreit haI tte. Losfahren erzaI hlt aus erster Hand von diesem Aufstand im Auto, mit dem Manal al-Sharif eine Frauenbewegung in Gang setzte, die den GralshuI tern des Patriarchats im KoI nigreich immer mehr zu schaffen macht. Aber Losfahren ist viel mehr als das. Selten gab ein Buch so tiefe Einblicke in den streng geregelten Alltag einer saudischen Familie. Offen und eindringlich schildert Manal al-Sharif ihre Kindheit und Jugend, in der sie auf dem Weg war, eine vom Salafismus beeinflusste radikale Muslima zu werden, die das Elternhaus von "unreiner" Musik saI uberte und sogar Aufnahmen ihres Bruders im Ofen einschmolz. Die Helden dieser Generation waren die islamistischen Extremisten, die VorlaI ufer des heutigen Terrors, die den nach ihrem VerstaI ndnis zu liberalen Staat auf ihre Weise herausforderten. Am eigenen Leib erlebt Manal al-Sharif die WiderspruI chlichkeit des in zwei Generationen zu immensem Reichtum gelangten Landes. Trotz bester Schulnoten wird sie zu Hause immer wieder verpruI gelt, um ihren Platz an der Uni, wo sie getrennt von maI nnlichen Kommilitonen unterrichtet wird, muss sie kaI mpfen, und als sie bei der OI lfirma Aramco gemeinsam mit MaI nnern in einem BuI ro arbeitet, wird sie als Flittchen beschimpft.