Berlin, in der Nacht des 9. November 1989: Der Gesandte Igor Maximytschew ist die ranghochste anwesende Person in der sowjetischen Botschaft - und trifft angesichts der Ereignisse an den Grenzubergangsstellen in der Stadt eine fur diese Nacht, mithin fur den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte kaum zu uberschatzende Entscheidung: Aus Sorge uber eine Eskalation informiert er weder den Botschafter noch die sowjetische Regierung. Der Rest ist Geschichte. Sein Anteil an den Geschehnissen in jener Nacht wird einem breiten Publikum nochmals im Jahr 2000 vor Augen gefuhrt, als er im Fernsehfilm Deutschlandspiel von keinem Geringeren als Peter Ustinov verkorpert wird. Doch erst jetzt hat der frhere Gesandte in Bonn und Berlin zur Feder gegriffen, um sein Land den Deutschen begreiflicher zu machen. Als Kenner derrussischen Machtzentren mit guten Verbindungen bringt er Licht in das Gewirr eines komplizierten politischen Geflechts. Der Historiker schlgt fundiertaus der Geschichte Russlands einen Bogen zur Machtfhrung Wladimir Putins. Er stellt dar, unter welchem Erfolgszwang der russische Prsident innen- und auenpolitisch steht - intern wie extern. Er verdeutlicht, warum sich Teile der russischen politischen Elite mental offenbar in einem Kriegszustand mit dem Westen befinden und warum sie Politik als eine Form der Konfliktfhrung sehen. Warum reibt sich die gegenwrtige Politik Russlands an der NATO heutigen Zuschnitts so dramatisch, und welche Kosten-Nutzen-Kalkle bestimmen das Verhalten des Machtzirkels um Putin?Der Berliner Journalist und Buchautor Marc Kayser hat mit dem Diplomaten viele Male ber lange Stunden in Moskau gesprochen. Herausgekommen ist ein brisantes und kluges Buch, das die seltene Chance bietet, auf eine sehr persnliche Weise die Sicht eines Insiders auf das deutsch-russische Verhltnis kennenzulernen.